... keineswegs mehr in Ordnung, wenn es Sonntag ist und man solch eine ungebetene Mail wie die folgende in seinem Postfach vorfindet. Ich frage mich, ob das mit dem Piper-Verlag abgestimmt ist, dass ein Autor auf eigene Faust gegen die geltenden gesetzlichen Bestimmungen dem Volk Werbung für seine Bücher per Email aufdrängt, anstatt Geld für Zeitungsanzeigen auszugeben.
Eingangs wird zwar behauptet, dass es sich um einen einmaligen Newsletter (was auch schon nicht im Sinne des Gesetzgebers ist) handeln würde, am Schluss findet man jedoch einen Unsubscribe-Link.
Die Links mit einer TLD für Luxemburg ("3zmv.mjt.lu") führen zur IP 5.196.44.187 bei der OVH SAS in Frankreich. Zu genau derselben IP haben die Links einer Spam im März geführt, die von einem Unternehmen namens "Odymed" kam und zu einer Domain mit TLD für Armenien führte ("pg37.mj.am"). Diese kam an meine GMX-Adresse, die heutige landete in meinem Postfach bei web.de. Die Header beider Mails gleichen sich, der versendende Server war in beiden Fällen "mailjet.com".
Ich hatte bislang weder mit Herrn Freundlinger, noch mit dem Piper-Verlag etwas zu tun und bin nirgends als Krimifan gelistet. Wie kommt dieser Herr bzw. dieser Verlag also an meine Adresse?
Da es sich also um eine illegal versendete Massen-Email an eine nicht legal erworbene Adressensammlung handelt, werde ich den vollständigen Text hier zitieren, um zu dokumentieren, was dieser Herr einem am Sonntagmorgen zumutet, um seine Bücher zu verkaufen. Offenbar tut ihm der Piper-Verlag zu wenig in Sachen Marketing ...
Return-Path: fcc7f4be.11Dz.14xK.cr.11asWwOii2+MeinName=web.de@bnc3.mailjet.com
Received: from o119.p8.mailjet.com ([87.253.233.119]) by mx-ha.web.de (mxweb004) with ESMTPS (Nemesis) id 0MI42o-1YnSo80apa-003v7B for [MeinName@web.de]; Sun, 10 May 2015 07:00:50 +0200
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Message-Id: [fcc7f4be.11Dz.14xK.cr.11asWwOii2@mailjet.com]
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From: "Eduard Freundlinger. Krimiautor." [info@freundlinger.com]
Reply-To: info@freundlinger.com
To: MeinName@web.de
Subject: Krimi-Neuerscheinung des Jahres im Piper Verlag: "Im Schatten der Alhambra"
Date: Sun, 10 May 2015 05:00:49 +0000
List-Id: [info.freundlinger.com.3zmv-xv.mj]
List-Unsubscribe: [mailto:unsub-fcc7f4be.3zmv.n4ju6ihyq9y@bnc3.mailjet.com]
Precedence: bulk
Content-Type: multipart/alternative; boundary="=-eQpxuSXP5HkaMyuZLRYQ"
Envelope-To: [MeinName@web.de]
Gratis die ersten Kapitel lesen und an Verlosung für Andalusienreise teilnehmen.
Online-Version anzeigen[http://3zmv.mjt.lu/link/3zmv/n4j6ihyqu9y/1/bzxq3qrvG3EcBpDddD2RQQ%2FaHR0cDovLzN6bXYubWp0Lmx1L25sLzN6bXYveDUuaHRtbD9hPTExYXNXd09paTImYj1mY2M3ZjRiZSZjPTN6bXYmZD02ZDI2ZTVmZCZlPTBhZjU3M2FkJmVtYWlsPWpvYWNoaW1oZXJtYW5uQHdlYi5kZQ]
Sehr geehrte Krimifans,
mein Name ist Eduard Freundlinger, Autor der im Piper Verlag erschienenen ANDALUSIEN-TRILOGIE, bestehend aus den Kriminalromanen:
"Pata Negra", "Die schwarze Finca" und ganz neu "Im Schatten der Alhambra".
Verzeihen Sie bitte vielmals, dass ich Ihnen diesen (einmaligen) Newsletter sende, aber ich möchte Ihnen gerne meine drei Krimis vorstellen und hoffe auf Ihr Verständnis. Sie handeln in Andalusien, sind etwas unüblich, aber sehr spannend geschrieben, und die Lesermeinungen sind hervorragend. Die Bücher bauen zwar aufeinander auf, sind allerdings auch unabhängig voneinander zu lesen. Falls Sie kurz reinlesen möchten, habe ich weiter unten die ersten spannenden Kapitel meines neuesten Krimis "Im Schatten der Alhambra" als Leseprobe eingestellt.
All jene, die sich dafür die Zeit gönnen, nehmen übrigens an einer Verlosung für eine tolle Reise für zwei Personen in eine Ferienvilla mit Swimmingpool nach Andalusien im Wert von 3.000 Euro teil. Meet & Greet mit dem Autor inklusive. Teilnahmeberechtigt ist man schon mit einer kurzen Antwortmail und der aus der Leseprobe hervorgehenden Lösung auf die Frage, welches Passwort das zweite Mordopfer (Die Professorin) für ihren Computer verwendet hatte ...
Die Bände der ANDALUSIEN-TRILOGIE sind als Taschenbücher überall im Buchhandel, als eBooks oder auf Amazon erhältlich.
Muchas Gracias für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und herzliche Grüße aus Spanien,
Eduard Freundlinger
www.freundlinger.com
Eigentlich ist Kilian nach Andalusien gereist, um dem Freitod seines Bruders Xaver nachzugehen. Doch in Almuñécar lernt er Joana kennen, die ebenfalls mit einem schlimmen Schicksal zu kämpfen hat: Ihre Schwester wird seit Jahren vermisst. Könnte Xavers Tod etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben? Bei ihren Ermittlungen kommen sich Kilian und Joana auch privat näher, doch dann überschlagen sich die Ereignisse ...
Jahre ist es nun schon her, dass Joanas Schwester spurlos verschwand. Ihre spanische Heimat hat Joana mittlerweile verlassen und sich in Deutschland ein neues Leben aufgebaut. Da erhält sie eine Nachricht, die vermuten lässt, dass Carmen doch noch am Leben sein könnte, und Joana macht sich auf nach Andalusien. Die Gewissheit über Carmens Schicksal scheint zum Greifen nah, doch unter der brennenden Sonne Spaniens lauern düstere Wahrheiten …
Bei einem Tauchgang im kristallklaren Wasser vor der andalusischen Küste entdeckt Kommissar Rubén de Freitas Schriftstücke, die mehr als vierhundertfünfzig Jahre gut versiegelt auf dem Meeresgrund geruht haben. Er spricht mit einer Professorin der Universität von Granada darüber, doch schon wenige Tage später ist sie tot. Dann wird Rubéns Wohnung aufgebrochen und durchsucht – besteht ein Zusammenhang zu seinem scheinbar unbedeutenden Fund? Rubén ahnt nicht, in welcher Gefahr er schwebt, denn jemand hat sich aufgemacht, ihn zu finden …
Pressestimmen
»Eduard Freundlinger versteht es geradezu meisterhaft, die Handlungsstränge zu einem Knäuel zu wickeln und ihn wieder zu entwirren, den Leser dabei in Atem zu halten, die Aktion fein dosiert mit subtropischem Ambiente zu würzen und die andalusische Mentalität unaufdringlich, doch treffsicher einzufangen.« F.A.Z
»Absolut guter Lesestoff - keine Sekunde langweilig, authentisch, ausgeklügelt, mit etlichen Überraschungsmomenten und nicht zuletzt mit einem feinem Schuss Humor. (...) Hoffentlich bald mehr als nur ein Geheimtipp.« Hitradio RT1, Online
»Ein spannender, witziger und mit einer Prise Romantik versehener Kriminalroman vor der traumhaften Kulisse Andalusiens. Und selbst die Auflösung wartet nochmal mit einem Paukenschlag auf!« Elke Heid-Paulus, Krimikiosk über Pata Negra.
Leseprobe aus "Im Schatten der Alhambra"
Anmerkung des Autors: Die Handlung dieses Romans und die darin vorkommenden Personen sind frei erfunden. Der historische Bezug in diesem Kriminalroman basiert hingegen auf überlieferten Tatsachen.
1
Nikolai war mit den Pferden fertig. Er trat aus den Stallungen und steckte sich eine Zigarette an. Dann lehnte er sich an einen Olivenbaum und blickte über die hügelige Weite Granadas – dort, wo es an die Nachbarprovinzen Córdoba und Jaén grenzte. Schroffes Mittelgebirge ging in sanfte Hänge und Täler über. In der Ferne lagen weiße Dörfer und Burgruinen in einem Teppich aus endlosen Reihen von Olivenbäumen verstreut. Ein Flugzeug zog einen Kondensstreifen durch den wolkenlosen Himmel. Bis auf die Olivenhaine glich die Landschaft Nikolais Heimat, auch wenn es in ganz Moldawien bestimmt keinen Gutshof wie den gab, für dessen Besitzer er seit einigen Tagen arbeiten durfte. Señor Vázquez nannte Hunderte Hektar Land, ein riesiges Haupthaus, mehrere Nebengebäude, Stallungen, prächtige Pferde und Stiere und sogar eine Stierkampfarena sein eigen. Von einer rumänischen Hausangestellten hatte er erfahren, dass Señor Vázquez auch eine Villa in Marbella besaß. Sie hatte ihm erzählt, dass die Frau seines Gönners vor vielen Jahren gestorben war und dass sich die drei er wachsenen Söhne nur selten bei ihrem Vater blicken ließen, wodurch es auf der Hazienda eigenartig still war. Stünde ein solches Haus in Moldawien, würde es vor Menschen nur so wimmeln, dachte er. Aber Señor Vázquez liebte wohl die Einsamkeit. Ab und zu tauchte er auf, als müsse er kontrollieren, ob seine Besitztümer über Nacht abhanden gekommen seien. Jedes Mal, wenn Nikolai seinem Gutsherrn über den Weg lief, überkam ihn das Bedürfnis, ihm mit seinen kläglichen Spanischkenntnissen seinen Dank auszusprechen. Dabei geriet er meist ins Stottern und stammelte am Ende nur: »Gracias, Señor, gracias, Señor« – so wie bis vor Kurzem, als er noch mit einem Lappen und Schuhcreme in den Straßencafés von Granada herumgestreunt war und seine Dienste angeboten hatte. Doch seit er Señor Vázquez die Schuhe geputzt hatte, schien Gott seine Gebete um ein besseres Leben endlich erhört zu haben. Tausend Euro pro Monat bekam er nun für eine Arbeit, die ihm sogar Spaß machte. Dazu freie Unterkunft, ein weiches Bett und gute Verpflegung. Sogar um seine Papiere wollte sich Señor Vázquez kümmern. Dann würde Nikolai endlich seine Frau und die dreijährigen Zwillinge nachholen und versorgen können – anders als in Moldawien, wo es für ihn keine Arbeit gab. Auch dabei wollte ihn Señor Vázquez unterstützen, ja sogar für die Reisekosten seiner Familie wollte er aufkommen und obendrein Nikolais Frau als Putzhilfe anstellen. Beim Gedanken an Miljana verspürte er nicht wie bisher Kummer, dass er nicht besser für seine Familie aufkommen konnte, sondern empfand stattdessen Vorfreude auf ihr gemeinsames Leben unter der Sonne Andalusiens.
Señor Vázquez trat aus den Boxen, in denen die Stiere gehalten wurden. Er lud manchmal Dutzende von Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik ein, um bei einem exklusiven Stierkampf seine prächtigen Bullen vorzuführen und beim anschließenden Festbankett neue Geschäfte anzubahnen. Und dieser Mann gab ausgerechnet einem bettelarmen moldawischen Schuhputzer mit unverkennbarer Roma-Abstammung und einer von Brandnarben entstellten Gesichtshälfte die Chance seines Lebens. Manchmal fragte Nikolai sich, warum. Als Señor Vázquez auf ihn zukam, trat er rasch seine Zigarette aus und tat beschäftigt, indem er faule Oliven vom Boden aufhob. »Bist du mit den Pferden fertig?« »Sí, Señor. Gracias.« »Bist ein guter Junge. Komm mit.«
Nikolai folgte seinem Herrn in angemessenem Abstand in Richtung Stierkampfarena. Auf seiner Hazienda lief Señor Vázquez in schmutzigen ausgebeulten Cordhosen und Baumwollhemden herum, als wäre er ein Stallbursche. Eine schwarze Baskenmütze bedeckte sein bis auf einen grauen Haarkranz kahles Haupt. Nikolai hatte die rumänische Hausangestellte einmal gefragt, was der Grund für das Glasauge des Gutsherrn sei, das einen helleren Braunton als das gesunde Auge hatte und ständig in eine andere Richtung starrte. Oder warum sein Chef sich mit all seinem Geld nicht den Schneidezahn der oberen Zahnreihe ersetzen ließ. Aber die Rumänin hatte gemeint, er solle nicht so viele Fragen stellen, sondern lieber seine Arbeit machen. Der Gutsherr holte aus einem Geräteschuppen eine Schaufel und einen Eimer und drückte ihm beides in die Hand. Nikolai folgte ihm die Arena entlang, bis sie an ein Tor gelangten. Señor Vázquez hob die Latte aus der Verankerung zu beiden Seiten, und Nikolai half ihm, die schwere Tür aufzuziehen. »Jetzt machst du noch den Pferdemist weg, und dann darfst du Feierabend machen.«
Die Stierkampfarena wurde von Vázquez’ Enkelin manchmal zum Springreiten benutzt. Der Parcours war bereits abgebaut, aber an manchen Stellen lagen noch Pferdeäpfel. »Sí, Señor. Gracias.« Es war erst fünf Uhr nachmittags, und gleich hatte er frei. Er würde Miljana einen langen Brief schreiben. Nikolai hätte die spanische Sprache so gern besser beherrscht, um seinen Dank angemessen ausdrücken zu können. So beschränkte er sich auf einen linkischen Kniefall, ergriff die Hände seines Wohltäters und küsste dessen behaarten Handrücken. Señor Vázquez zog ihn hoch, tätschelte ihm die Schulter, lächelte ihn an wie ein Vater seinen Sohn und wandte sich ab. Im Laufschritt machte sich Nikolai an die Arbeit und schaufelte zuerst den Pferdemist in der Mitte der Arena in den Eimer. Er wollte seinem Herrn zeigen, dass er ein flinker Arbeiter war. Doch der sah ihm gar nicht mehr zu, sondern machte sich daran, das Tor zu schließen. Seltsam, ich bin doch in wenigen Minuten mit der Arbeit fertig, dachte Nikolai. Wenig später vernahm er ein Geräusch, als würden die Torflügel abgesperrt. Erlaubte sich Señor Vázquez einen Scherz mit ihm? Nikolai wischte die letzten Pferdeäpfel in den Eimer, als ihn ein Pochen innehalten ließ.
Er blickte zum Einlasstor, das immer noch verschlossen war, obwohl er nun seine Arbeit beendet hatte. Aber das Geräusch, als werfe sich jemand mit aller Kraft gegen eine massive Holztür, kam gar nicht von dort. Es stammte aus einem Käfig weiter rechts an der Arena, von wo aus die Stiere in den Kampf getrieben wurden. Nikolai ging darauf zu und blinzelte unter vorgehaltener Hand gegen die Sonne. Tatsächlich warf sich ein Stier gegen das Tor. Von seiner Position aus konnte er nur die Hörner und den mächtigen Schädel sehen. Und wenn das Tor dem Druck nicht standhielt?
»Señor Vázquez?« Nikolai blickte zum Einlasstor. »Señor Vázquez? ¡Hola!« Endlich schien er ihn gehört zu haben. Der Gutsherr kletterte neben dem Verschlag auf ein Gerüst und stand nun seitlich über dem Bullen. War der Stier etwa ausgebrochen, und er versuchte ihn in den Stall zurückzutreiben? Gerne wollte er ihm dabei helfen, obwohl er nicht wusste, wie man einen wilden Stier dazu brachte, wieder friedlich dorthin zu traben, wo er hergekommen war. Er winkte seinem Herrn zu und gab ihm ein Zeichen, dass er nun mit seiner Arbeit fertig sei und er ihm mit dem Stier helfen könne. Aber der beachtete ihn gar nicht, sondern griff zu einer Lanze, wie sie Matadore benutzten. Wollte er den Stier damit etwa töten? Tatsächlich stach Señor Vázquez mit der Lanze auf das Tier ein. Aber nicht vorne in den Nacken, wo ein tiefer Stich tödlich gewesen wäre, sondern in das Hinterteil, und auch nicht besonders fest. Es waren oberflächliche Stiche, die den Stier rasend machten. Die Box war zu eng, um sich umzuwenden oder den Lanzenstößen zu entgehen, also warf der Bulle sich gegen das Tor und versuchte das Hindernis zu überwinden. Sein Schädel und einer seiner Vorderhufe ragten bereits über den Einlass, und Nikolai fürchtete, dass der Stier über das Tor springen könnte. Er schrie vor Angst, aber Señor Vázquez ignorierte ihn und stach weiter zu. Warum tat er das nur? Endlich ließ er die Lanze sinken und trat auf dem Gerüst zum vorderen Ende des Käfigs, wo ein Rad angebracht war, an dem Señor Vázquez nun drehte. Erst als die trampelnden Hufe unter dem in die Höhe gleitenden Tor zum Vorschein kamen, wurde Nikolai bewusst, was das bedeutete. Señor Vázquez trieb den wütenden Stier in die Arena.
Amancio Vázquez kletterte vom Gerüst und rannte so schnell, wie sein Alter es zuließ, die Tribüne hinauf. Um ja nichts zu versäumen, drehte er sich zwischendurch um. Hector, »El Furioso«, sein gefährlichster Zuchtbulle, visierte nach anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten, bei denen er bockend um die eigene Achse gesprungen war, nun sein Ziel an. Zeit, um seine beim Stierkampf übliche Zigarre anzuzünden, blieb ihm leider keine. Das Spektakel hatte bereits begonnen. An einer Bande der Arena befand sich eine Schutzmauer, hinter der sich ein Stierkämpfer im Notfall flüchten konnte oder von der aus Rettungskräfte einem verletzten Matador zu Hilfe eilen konnten. Dorthin rannte der Junge gerade – und hätte jemand die Zeit gemessen, gäbe es nun in Rumänien oder Bulgarien oder wo auch immer dieser Zigeunerjunge herkam, einen neuen Landesrekord im 100-Meter-Lauf. Und trotzdem war der Stier schneller. Der Schuhputzer schaffte es gerade noch zum vermeintlich rettenden Notausgang – aber der war leider verbarrikadiert. Amancio lächelte. Schade, dass diesem Schauspiel außer ihm niemand beiwohnte. Der flinke Bursche schlug einen Haken und Hector prallte gegen die Bande. Jetzt rannte der Stallbursche zu der Schaufel, die neben dem Eimer mit dem Pferdemist lag. Schlauer Junge. Dennoch würde Amancio bei den fünfundsechzig Kilo des Muchachos und nichts als einer Schaufel als Waffe im Kampf gegen einen Sechshundertkilo-Bullen keinen Cent auf den Burschen setzen. Aber der Junge bot ihm das Spektakel, von dem er schon lange träumte, das heutzutage aber leider verboten war: einen Gladiatorenkampf wie im alten Rom. Und er, Amancio – nein, Amancius! – durfte sich endlich wieder einmal wie ein römischer Kaiser fühlen, der er mit Sicherheit gewesen wäre, wenn er in einer anderen Epoche gelebt hätte. Seine Stierkampfarena wurde erneut zum Amphitheater, in dem der Junge sich mit der Schaufel dem anstürmenden Stier stellte. Im letzten Moment sprang er zur Seite und stach damit in die Flanke des Bullen. Wenngleich der Bursche damit keinen Schaden anrichtete, war Amancio entzückt und bekam seit langem wieder einmal eine spontane Erektion. Sein Gladiator wechselte die Strategie: Statt davonzulaufen, umkreiste er Hector, der sich gar nicht so schnell im Kreis drehen konnte, wie der flinke Junge um ihn herumrannte. Nikolai stach weiter von hinten auf den Stier ein, aber mehr als die äußere Hautschicht konnte er mit der stumpfen Schaufel nicht verletzen. Excelente. Je länger dieser ungleiche Kampf dauerte, umso mehr kam Amancio auf seine Kosten.
Dem Burschen wurde nun bewusst, dass er mit seiner Waffe den Stier nicht ernsthaft verletzen konnte. Deshalb schlug er stattdessen mit dem Schaufelblatt gegen Hectors Hinterläufe, als wollte er ihm die Beine brechen. Soviel Schläue hätte Amancio dem angesengten Schuhputzer gar nicht zugetraut. Die bisherigen Stallburschen hatten sich weit weniger geschickt angestellt. Dem hier gelang sogar ein Schlag gegen das Knie des Bullen. Hectors Hinterlauf knickte tatsächlich ein, wodurch er ins Wanken geriet, was ihn nur noch rasender machte. Als er in Richtung seines Angreifers herumwirbelte, folgte dieser der Bewegung, aber dann wechselte der Stier seinen Kurs und stand auf einmal hinter dem Jungen. »El Furioso« senkte den Schädel, rammte ein Horn in den Schenkel des Burschen und bäumte sich auf. Nikolai flog durch die Luft und landete auf dem Stierrücken. Amancio johlte und sprang vom Sitz. Nikolai versuchte sich auf dem Rücken des bockenden Tieres zu halten, fiel aber zu Boden. Der Bulle hatte sein Opfer erneut aus den Augen verloren und wirbelte im Kreis. Dabei trampelte er mit einem Huf auf den Unterarm des Burschen. Amancio meinte es bis auf die Tribüne knacken zu hören. Ein letzter Rest Moral ließ ihn beinahe hoffen, dass es nun schnell zu Ende ginge. Trotz seines zertrümmerten Unterarms und der Verletzung im Oberschenkel raffte Nikolai sich hoch und humpelte auf seinen Chef zu. Dabei streckte er seine heile Hand nach ihm aus. Warum?, schien er fragen zu wollen. Selbst wenn Amancio darauf eine Antwort gehabt hätte, wäre keine Zeit geblieben, sie ihm zu geben. Hector rammte seine Hörner in vollem Lauf in Nikolais Rücken und warf den Jungen meterweit durch den aufgewirbelten Staub. Zuckend blieb sein Körper liegen. Zweimal noch überrannte Hector den Burschen, erst dann hatte er das Interesse an ihm verloren und trabte die Bande entlang, als suche er nach einem Ausgang.
Amancio applaudierte und streckte seinen Rücken. Das war sein Sex. Seit seine Frau vor fünfzehn Jahren gestorben war, hatte es keine befriedigenden intimen Kontakte mehr gegeben. Er hatte es zwar das ein oder andere Mal in einem einschlägigen Etablissement versucht, aber dort kannte er die Hälfte der Besucher, was ihm peinlich war, und obendrein hatte er feststellen müssen, dass er jede Standfestigkeit verloren hatte, so sehr die Nutten sich auch anstrengten. Damit war das Thema Sex für ihn abgeschlossen, was jedoch nicht hieß, dass er kein Überdruckventil benötigte. Was für andere Männer langweiliger Alltagssex mit ihren Frauen war, das war für ihn der Stierkampf mit bezahlten Toreros. Und was für potente Männer ein Whirlpool voller Prostituierter bedeutete, war für ihn das, was er gerade erleben durfte – ein neuzeitlicher Gladiatorenkampf in seinem eigenen Kolosseum. Deshalb gab es in Granadas Altstadt kaum noch Schuhputzer, dachte er und schmunzelte. Nur gut, dass er inzwischen wusste, wie man den Bagger bediente, um ein Grab auszuheben. Mit der stumpfen Schaufel hätte das ewig gedauert. Und falls jemand vom Personal nach dem Muchacho fragen sollte, würde er behaupten, dass er ihn beim Stehlen erwischt und vom Hof gejagt hatte. Bei einem Zigeuner war das doch mehr als glaubwürdig – ja, sogar fast zu erwarten gewesen.
2
»Noch ein Bier?«, fragte Rubén und hielt seine leere Alhambra-Bierdose hoch. Kilian hob den Daumen. »Übernimmst du mal kurz?«, meinte Rubén und zwängte sich hinter dem Steuerrad seiner Papa San hervor. »Ist bestimmt sicherer, wenn ich für Nachschub sorge und du am Steuer bleibst«, erwiderte Kilian und wandte sich dem Niedergang zu, um aus dem Kühlschrank der Bootspantry zwei Bierdosen zu besorgen, aber Rubén winkte ab. »Ich muss sowieso runter. Es ist wie beim Autofahren: Drehst du nach links, fährt der Kahn nach links, und drehst du nach rechts, fährt er nach rechts. Nur heißt das auf einem Boot Backbord und Steuerbord. Am besten steuerst du einfach geradeaus.« Na gut, dachte Kilian, stellte sich hinter das Ruder und blickte auf die Kompassnadel, die genau über dem W stand. Sie segelten in der Bucht von La Herradura, und die leichte Brise vermochte das Schiff gerade so anzutreiben. Am Vordeck sonnten sich Joana und Maite und quasselten ohne Unterbrechung. Maite war seit den polizeilichen Vernehmungen rund um die Vorfälle in der sogenannten schwarzen Finca mit dem Leiter der Mordkommission der Guardia Civil, Teniente Rubén de Freitas liiert. Joanas Schwester Carmen, die jahrelang in dem Haus gefangen gehalten worden war, lehnte gerade mit Kilians Sohn Xaver am Mast und musste jede Menge kindlicher Fragen zum Boot über sich ergehen lassen, die sie nicht immer akkurat beantworten konnte, weil auch Carmen sich das erste Mal auf einem Segelschiff befand. Es war ihr dritter Ferientag, und Kilian war nach anfänglichem Zögern mittlerweile froh, den dreiwöchigen Jahresurlaub in Almuñécar zu verbringen – obwohl an diesem Ort bereits so viel Schreckliches passiert war. Aber es war nun mal Joanas und Carmens alte Heimat, und zudem wohnte Joanas beste Freundin Maite hier. Und Rubén war ja auch ganz nett, dachte Kilian, obwohl ihre manchmal etwas bemühte Konversation des Öfteren ins Stocken geriet und ihre Freundschaft noch nicht so weit gediehen war, um diese Gesprächspausen nicht als unangenehm zu empfinden. Vielleicht lag das am Umstand, wie sie sich damals zum ersten Mal begegnet waren – um vier Uhr morgens im Garten eines Mordopfers. Rubén in seiner Funktion als Leiter der Mordermittlung und Kilian als Zeuge, der den Mord an Carlos Roig von der Terrasse des gemieteten Nachbarhauses aus beobachtet hatte. Als seine Aussage von einem Beamten angezweifelt und er sogar verdächtigt worden war, weil er bei seinen Wiederbelebungsversuchen am Opfer und später im Haus des Ermordeten Spuren hinterlassen hatte, verlor Kilian die Nerven. Er hatte den Beamten am Revers geschüttelt, bis ihm Handschellen angelegt wurden und er gefesselt auf Rubéns Ankunft aus Granada warten musste. Doch an diesem sonnigen Nachmittag wollte er lieber nicht an jene düsteren Stunden zurückdenken. Maite und Rubén bildeten zwar ein gewöhnungsbedürftiges Paar, aber sie schienen eine glückliche Beziehung zu führen. Die beiden waren sogar zu Besuch bei ihnen in München gewesen. Einmal zu Weihnachten und ein anderes Mal zum Oktoberfest. So kam es, dass nicht nur Joana und Maite ihre Freundschaft pflegten, sondern dass auch er einen Kumpel in Spanien gefunden hatte.
Rubén kletterte aus der Kajüte. Mit zwei Bierdosen in der Hand und einer selbstgedrehten Zigarette im Mundwinkel, deren Trompetenform erahnen ließ, dass sie nicht nur Tabak enthielt. Im nächsten Moment erschrak Kilian, weil der Großbaum von Steuerbord nach Backbord schlug und Maite kurz aufschrie. Er war einen Moment abgelenkt gewesen und vom Kurs abgekommen. Ein Blick auf den Kompass lieferte den Beweis. Dadurch hatte sich die Windeinfallsrichtung geändert, und die Segel waren von einer Seite auf die andere geknallt. »So etwas nennt man Patenthalse, Amigo«, erklärte Rubén. Natürlich ließen weitere Kommentare nicht auf sich warten: »Schatz, lässt du bitte Rubén wieder ans Ruder?«, rief Joana. »Papi, pass besser auf, wo du hinfährst«, tadelte ihn Xaver, der für seine vier Jahre schon ziemlich frech war. »Hey, meine Sonnenbrille ist ins Wasser gefallen«, schimpfte Maite. Zerknirscht über seine nautische Inkompetenz räumte Kilian den Platz hinter dem Ruder und überließ es dem Skipper, die Situation zu klären. Rubén schaltete den Motor an, kurbelte am Steuerrad, zog an ein paar Leinen, und schon war die Papa San wieder auf Kurs. »Ist ja nichts passiert«, meinte Rubén und öffnete seine Dose. »Na, euch und eurem Bier nicht. Aber meine Brille war nicht billig«, maulte Maite, die nur mit ihrem Bikiniunterteil bekleidet ins Cockpit kletterte. Kilian setzte zu einer Entschuldigung an, aber Rubén ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen: »Die hast du gleich wieder, Cariño – ich gehe tauchen.« Wenig überzeugt starrte Maite ins Wasser. »Nein, du brauchst jetzt nicht den Helden zu spielen. Ich habe zu Hause noch eine ältere Brille liegen – außerdem ist das doch viel zu tief hier, und du bist schon den ganzen Nachmittag damit beschäftigt, Bier zu saufen und zu kiffen.« Aber Rubén holte bereits die Segel ein, wendete das Schiff, schipperte dorthin zurück, wo er Maites Brille vermutete, und setzte den Anker. »Tut mir leid wegen der Umstände. Ich war etwas unachtsam und …« Doch Rubén winkte ab und kramte in der Backskiste nach seiner Taucherausrüstung. Xaver kam mit seinen SpongeBob-Schwimmflügeln ins Cockpit geklettert. Er sollte eigentlich einen weißen Sonnenhut tragen, doch den verlor er alle fünf Minuten. Seine Haut hatte er anscheinend von seiner Mutter geerbt, denn er war nach nur drei Tagen in der Sonne fast so gebräunt wie Joana. Dafür hatte er die sandfarbenen Locken und die blauen Augen seines Vaters. »Was ist denn das?«, wollte Xaver wissen. »Eine Pressluftflasche«, erklärte Kilian und ahnte schon, dass der Wissensdurst seines Sohnes damit noch lange nicht gestillt sein wäre. »Und was macht man mit einer Fressluftflasche?« »Pressluftflasche. Da ist ganz viel Luft drin, und damit kann man unter Wasser atmen, und das nennt man Tauchen.« »Und wie kommt die ganz viele Luft da rein?« Kilian tat so, als hätte er die Frage überhört, weil es nun zu kompliziert für einfache Erklärungen wurde. Stattdessen half er Rubén, die Taucherausrüstung anzulegen.
Kurz darauf sprang der mit einem Ausfallschritt über die Reling. Laut Tiefenmesser der Papa San war es hier siebzehn Meter tief. Rubéns Kopf verschwand unter der Wasseroberfläche. Xaver, dank SpongeBob, Mister Crabs und Thaddäus Tentakel Experte in Meeresbiologie, erklärte seinem Vater haargenau, was Rubén am Meeresboden erwarten würde, während er anhand der Luftblasen fasziniert verfolgte, wo der »Taucher mit der Fressluft« nach Maites Sonnenbrille suchte. Rubéns Luftblasen führten von der Papa San hinaus aufs offene Meer und waren im Gegenlicht der Sonne bald nicht mehr auszumachen. Unterdessen musste Kilian sich der Frage seines Sohns stellen, warum nicht auch er wie ein Fisch unter Wasser schwimmen könne. Eine Antwort zu finden, ohne vor Xaver als Loser dazustehen, war eine echte Herausforderung.
Nach einer Viertelstunde war Rubén immer noch nicht aufgetaucht. Maite begann sich Sorgen zu machen. Nach fünfundzwanzig Minuten standen alle an der Reling und hielten nach Luftblasen Ausschau. Maite schrie nach Rubén, aber bald schon musste sie einsehen, wie sinnlos dieses Unterfangen war. Und einem Taucher konnte man nun mal keine WhatsApp senden, um ihn zu fragen, ob dort unten alles in Ordnung sei. Fünfundvierzig Minuten nach Rubéns Abtauchen brach Maite in Tränen aus, und Kilian machte sich Vorwürfe, weil er Rubén nach all den Bierdosen und dem Marihuanakonsum hatte tauchen lassen. Joana und Maite waren sich einig, dass man Hilfe holen müsse, wussten aber nicht, welche Organisation in einem solchen Notfall der geeignete Ansprechpartner war. Zur Debatte standen Feuerwehr oder Küstenwache. »Vielleicht wäre die Guardia Civil am besten, weil Rubén dort arbeitet und die bestimmt intensiver nach ihm suchen«, argumentierte Maite. »Aber haben die auch Boote und Taucher?«, wandte Joana ein. Maite zuckte mit den Achseln. »Papi soll ihn suchen«, lautete Xavers Lösung des Problems. Er hielt seinem Vater seine Kinderschwimmbrille vor die Nase. »Wenn es nicht ohnehin schon zu spät ist«, klagte Maite. Doch in diesem Moment tauchte Rubén dreihundert Meter weiter östlich auf und winkte zu ihnen herüber. An Bord atmeten alle so tief durch, dass sich davon sicher das Hauptsegel gebläht hätte, wäre es gesetzt gewesen. »Na, der kann was erleben!«, rief Maite.
»Sag mal, wo bist du denn solange geblieben? Wir sind fast verrückt geworden vor Sorgen!«, empfing sie Rubén, als er zum Schiff geschwommen kam. Seine Taucherbrille hatte er abgenommen und trug stattdessen Maites XL-Sonnenbrille. Am Heck streckte er Kilian einen runden sedimentierten Gegenstand entgegen, der aussah wie ein mit Sand und Muscheln besetzter Schnorchel, dem das Mundstück fehlte. Dann reichte er ihm seine Tauchausrüstung und zog sich aus dem Wasser. An Bord übergab Rubén Maite feierlich ihre tropfende Sonnenbrille, aber deren Freude hielt sich in Grenzen. »Ich dachte, du kommst nach fünf Minuten wieder hoch? Wir wollten schon deine Kollegen zu Hilfe rufen!« Rubén musste lachen. »Ehe die hier aufkreuzen und mich gefunden hätten, wäre ich längst als Wasserleiche in Marokko angespült worden. Außerdem war die Sicht schlecht. Deshalb war es nicht so einfach, deine Brille zu finden.« Maites Unmut verflog, und sie gab ihrem Helden einen Kuss. Dann zeigte sie auf den Gegenstand in Kilians Händen. »Und was ist das für ein Dings?«
»Keine Ahnung. Das ragte aus dem Sand und …« Rubén wandte sich um, als müsse er sich orientieren. Sie befanden sich fünfhundert Meter vor dem Strand von La Herradura, und zur Landspitze der Punta de la Mona betrug die Entfernung etwas mehr als eine halbe Seemeile. »Man nimmt zwar an, dass die Spanische Armada damals näher an der Küste versunken ist, aber einige Schiffe könnten auch bis hierher getrieben sein, bevor sie sanken. Ich wollte immer schon mal zur Mitte der Bucht hin nach Spuren der Armada tauchen.« »Verstehe«, ätzte Maite. »Es ging dir gar nicht um meine Sonnenbrille, sondern um deinen archäologischen Spürsinn. Aber ich habe schlechte Nachrichten für dich: Wie eine Schatzkiste voller Golddukaten sieht das nicht aus.« Maite verlor rasch das Interesse an diesem »Unterwassermüll«, und widmete sich am Vorschiff wieder ihrer nahtlosen Bräune und der »Vogue«. Rubén nahm Kilian den Gegenstand aus der Hand und begann die Sedimente mit dem Tauchermesser zu lösen. »Was hat es eigentlich mit dem Untergang der Spanischen Armada auf sich?«, wollte Kilian wissen, weil er davon eben zum ersten Mal gehört hatte. Rubén rubbelte sich mit einem Handtuch die krausen Haaren trocken, die er zusammen mit der etwas dunkleren Hautfarbe von seinem Großvater geerbt hatte, der von der Karibikinsel St. Vincent stammte. Dann setzte er seine verspiegelte Fliegerbrille auf, und Kilian meinte mal wieder, Lenny Kravitz gegenüberzusitzen. »Alle denken bei einem großen Schiffsunglück nur an die Titanic, dabei hat an genau dieser Stelle ein viel größeres Schiffsunglück stattgefunden. Beim Untergang der Titanic sind tausendfünfhundert Menschen gestorben. Mit der Armada sind fünftausend Seeleute ertrunken und im Gegensatz zur Titanic weiß außer ein paar Einheimischen und Historikern kaum noch jemand davon.« Ungläubig blickte Kilian auf die Wasseroberfläche. »Fünftausend Tote? Wie groß war denn diese Armada?« »Die Spanische Armada bestand aus insgesamt achtundzwanzig Schiffen«, erzählte Rubén. Er hatte inzwischen eine Fläche des Gegenstands gesäubert, der sich als Metallrohr entpuppt hatte. »Die Flotte befand sich auf dem Weg von Genua über Marseille, Barcelona, Valencia und Cartagena nach Málaga und hatte die Aufgabe, die Küsten von Piraten zu säubern. Von Málaga aus sollte es nach der Proviantaufnahme weiter bis nach Oran im heutigen Algerien gehen, aber bald schon gerieten sie in einen Sturm, und zwei Boote kollidierten. Eine der Galeeren musste abgeschleppt werden, und da der Sturm zunahm, suchte die Armada in der Bucht von La Herradura Schutz vor dem starken Ostwind.« Rubén hielt das Metallrohr ins Sonnenlicht. Das freigelegte Stück hatte die Farbe eines 5-Cent-Stücks. »Das ging eine Weile gut, aber dann drehte der Sturm, und die Wellen trieben die Galeeren gegeneinander«, fuhr er fort. »Nur drei der Boote gelangten in die windgeschützte Bucht jenseits der Punta de la Mona, wo sich heute der Jachthafen Marina del Este befindet. Die anderen fünfundzwanzig Boote versanken am 19. Oktober 1562 zwischen fünf und sechs Uhr nachmittags. Das ist historisch alles verbrieft, und trotzdem konnte bislang niemand auch nur die geringsten Überreste finden. Selbst Jacques Cousteau war das mal eine Expedition wert. Und ich Idiot habe tausenddreihundert Euro in einen Unterwasser-Metalldetektor investiert und damit mehr als fünfzig Tauchgänge gemacht – bisher aber niemals in der Mitte dieser Bucht. Das war mal ein Hobby von mir, bis ich es irgendwann aufgegeben habe, weil ich nichts als Coladosen, Reifenfelgen und anderen Schrott gefunden habe.«
Kilian fand sowohl den Untergang der Armada als auch diese neu entdeckte Facette an Rubén sehr interessant. »Aber weshalb so viele Tote? Es war ja nicht weit bis zum Ufer. Konnten die denn damals alle nicht schwimmen?«, wollte er wissen und hoffte, dass die Frage nicht zu sehr nach seinem vierjährigen Sohn klang. »Teilweise schon, aber es gab noch andere Hindernisse. Die Armada bestand aus siebentausend Mann, wobei die meisten Galeerensklaven waren. Auf einer Galeere wurden bis zu zweihundertfünfzig Männer auf engstem Raum gepfercht. Der Sturm türmte meterhohe Wellen auf, und die zerschellten Boote, Holzmasten, Fässer und anderes Treibgut wurden vom Seegang gegeneinander geschleudert. Selbst wenn die Galeerensklaven davon nicht totgequetscht wurden, hatten sie kaum Überlebenschancen, weil die meisten von ihnen an die Ruder gekettet waren. Trotzdem überlebten zweitausend Männer, die ihr Heil in der Flucht über die Berge im Hinterland suchten.« Kilian blickte zur hufeisenförmigen Bucht von La Herradura hinüber, hinter der sich die schroffe und karge Sierra Almijara bis zum Hochplateau von Granada erhob. »Man sagt, dass viele Einwohner der umliegenden Dörfer von den überlebenden Galeerensklaven und Häftlingen abstammen«, sagte Rubén, und Kilian fragte sich, ob Joana und damit auch sein Sohn Xaver einen Galeerensklaven im Stammbaum hatten, der das größte Seeunglück aller Zeiten überlebt hatte. »Aber wieso hatte man keine Überreste der Galeeren oder ihrer Fracht gefunden?«, wollte er wissen.
»Der Großteil der Flotte ist nicht im Meer versunken, sondern wurde an Land gespült. Materialien wie Holz, Bronze oder Seile waren damals sehr wertvoll und wurden vom Strand weggeschafft und verwertet. Vom Holz der Galeeren wurde zum Beispiel eine Kirche gebaut. Und alles, was versank, wurde im Laufe der Jahrhunderte entweder vom Meer zersetzt oder unter einer dicken Sandschicht begraben. Frau Professor Montserrat del Prado hat in einem Buch zum Thema sogar die These aufgestellt, dass damals das Meer weiter ins Landesinnere reichte, weshalb das heutige La Herradura womöglich zum Teil auf dem Boden erbaut wurde, wo damals die Armada gesunken war.« »Und trotzdem glaubst du, dein Fund könnte von der Spanischen Armada stammen?« Rubén zwirbelte an seinem Rastakinnbart und senkte seine Stimme. »Das wäre natürlich eine Sensation, Amigo. Komm her, wir sehen uns das Ding mal genauer an.«
Kilian rutschte näher zu Rubén und nahm den Geruch nach Salz und Neopren auf dessen Haut wahr. Joana rief ihnen zu, wann es denn endlich mit dem Segeln weitergehe, aber die beiden Männer beugten sich gebannt wie die Grabentdecker Tutanchamuns über das Fundstück und ignorierten sie. Kilian hielt das Rohr an beiden Enden fest, während Rubén die Sedimente mit der Klinge seines Tauchermessers abschabte. Es schien innen hohl und aus Kupfer zu sein – oder aus Bronze, meinte Rubén. Und dann könnte es alt sein. Sehr alt. Nachdem die Längsseiten einigermaßen gesäubert waren, widmete sich Rubén den Enden. Das eine war aus Metall und das andere seltsam klebrig. Rubén zupfte mit der Hand Steinchen aus der Masse, kratzte etwas davon ab, hielt es vor die Nase und schnüffelte daran. »Unglaublich!« »Was?« »Das ist Wachs.« »Wachs?« »Damit ist das Rohr versiegelt und wasserdicht gemacht worden.« Rubén hatte offenbar entschieden, dass er daraufhin erst mal seine Nerven beruhigen musste. Jedenfalls fingerte er nach seinem Joint in der Ablage neben dem Steuerrad. »Und was hat das zu bedeuten?«, fragte Kilian und winkte ab, als Rubén ihm anbot, einmal vom Joint zu ziehen. »Ganz einfach, Amigo – wenn man heutzutage etwas wasserdicht verpacken will, dann macht man das in der Regel mit einem Plastikbehälter, den man per Gummidichtung verschließt. Doch im Mittelalter transportierte man wichtige Dokumente in Metallrohren, die man mit Wachs versiegelte.« Rubén stocherte mit der Spitze seines Tauchermessers Sandkörner aus dem Wachs, bis es ihm zu lange dauerte und er kurzerhand den Pfropfen herausschnitt. Dann hielt er die Öffnung ins Sonnenlicht und sah hinein. »Was macht ihr beiden da hinten denn die ganze Zeit?«, wollte Maite wissen, aber auch sie bekam keine Antwort. »Da sind Papiere drin«, flüsterte Rubén. Falls es sich tatsächlich um einen jahrhundertealten Fund handelte, dachte Kilian, sollte die Begutachtung besser ein Archäologe mit Pinzette vornehmen – und nicht ein kiffender Polizist mit einem rostigen Tauchermesser. Aber Rubén schien seine Bedenken nicht zu teilen. Er wischte sich die Hand trocken und fingerte die Dokumente aus dem Bronzerohr. Die Papiere entpuppten sich als etwas vergilbt und porös, als Rubén sie entrollte. Der Text war in einer schwer lesbaren Handschrift geschrieben, die außerdem leicht verwischt war. Kilian konnte jedenfalls auf den ersten Blick nichts davon entziffern. Rubén pfiff durch die Zähne und wies auf den oberen rechten Rand, an dem eine Ziffernfolge stand. Kilian sah genauer hin. Es handelte sich um ein Datum: 14. 10. 1562. Fünf Tage vor dem Untergang der Spanischen Armada.
3
»Seien Sie bloß froh, dass Sie im Granada des einundzwanzigsten Jahrhunderts leben«, beendete Frau Professor Montserrat del Prado ihre Vorlesung über die Belagerung Málagas und die darauffolgende Versklavung aller Bewohner durch Königin Isabella I. von Kastilien. Auf ihrem Weg zum Hörsaalausgang ließ sie sich ihre Schmerzen nicht anmerken, und auf einen dämlichen Kommentar eines Studenten aus den hinteren Reihen reagierte sie nicht mehr. Wozu auch. Wenige Monate vor ihrer Emeritierung waren ihr diese Banausen ohnehin längst egal. Sie hatte ganz andere Probleme, die allesamt mit A begannen: Arthrose, Adipositas und Alkohol. Hinter der Tür wartete jemand auf sie, den sie schon mal gesehen hatte, aber nicht richtig einordnen konnte. Er hatte den Teint eines Kubaners, krause Haare und einen seltsamen Kinnbart aus kurzen Rastazöpfen. Zum Glück half er ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. »Guten Tag, Frau Professor. Wir haben uns anlässlich der 450-Jahr-Gedenkfeier des Untergangs der Spanischen Armada kennengelernt. Sie haben mir Ihre Visitenkarte gegeben.« »Stimmt – Sie sind der Polizist, oder?« »Ja, aber ich bin privat hier.« »Na, dann bin ich ja beruhigt.« Das sollte witzig klingen, kam aber ungewollt sarkastisch rüber. »Was kann ich für Sie tun?«, fügte sie rasch hinzu. »Es geht um den Untergang der Armada. Können wir uns hier irgendwo ungestört unterhalten?« Wenn sie sich recht erinnerte, hatte er sie nach ihrem Vortrag auf der Gedenkfeier schon mit genug Fragen zum Thema gelöchert. Es war ja zu begrüßen, wenn sich auch außerhalb des Instituts für mittelalterliche Geschichte jemand für historische Ereignisse interessierte, anstatt nur für Fußball, aber sie hatte jetzt Feierabend. Demonstrativ blickte sie auf die Uhr und ging mit dem Hinweis, sie müsse gleich zu einer weiteren Vorlesung, voran zu ihrem Büro. Das rechte Bein konnte sie kaum noch belasten, aber Krücken erlaubte sie sich nur in ihrer Wohnung. Es wurde in der Fakultät auch so schon genug über sie getratscht. Sie wusste natürlich, dass ihre Studenten sie hinter ihrem Rücken nur als die »Graue Korpulenz« bezeichneten. Aber da sie Männern seit drei Jahrzehnten – als sie die 100-Kilo-Marke zum ersten Mal überschritten hatte – nicht mehr gefallen musste, kleidete sie sich vorzugsweise in Grau.
Nachdem der Polizist es sich unaufgefordert auf einem Besucherstuhl vor ihrem Schreibtisch gemütlich gemacht hatte, zog er eine Mappe aus einer Leinenumhängetasche. »Ich wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte, und da mich Ihr Vortrag in La Herradura so beeindruckt hat, dachte ich, Sie könnten vielleicht so nett sein …« »Señor …?« »Ähm … de Freitas. Rubén de Freitas.« »Es wäre schön, wenn Sie dann bitte gleich zur Sache kämen, Señor de Freitas. Ich muss, wie gesagt, wieder in den Hörsaal.« »Natürlich! Ich habe beim Tauchen in der Bucht von La Herradura zufällig Schriften gefunden, von denen ich annehme, sie wären zusammen mit der Armada untergegangen.« Sie lächelte. Sehr gut. Das würde nicht lange dauern. Sie bräuchte diesem Spinner nur zu erklären, dass das komplett unmöglich sei, und schon hätte sie ihre Ruhe. »Und was bitte lässt Sie das denken?« Dieser nonkonformistische Vertreter der Rechtsbehörde, dessen Outfit sie eher mit einem Rockmusiker assoziierte und der nach Hanf roch wie eine überfüllte Studentenparty, schlug die Mappe auf und pochte auf eine Datumsangabe am rechten oberen Rand eines dünnen Stapels Papiere. »Dieses Datum hier. Der 14. Oktober 1562. Also genau fünf Tage vor dem Unglück in La Herradura.« »Sehr interessant, Señor Freitas.« Sie wischte über die Schrift, als wollte sie davon Farbe abrubbeln. »Soweit ich das beurteilen kann, handelt es sich hierbei um Kopien, und als Professorin für mittelalterliche Geschichte mit über fünfunddreißig Dienstjahren dürfen Sie mir getrost glauben, dass es vor vierhundertfünfzig Jahren noch keine Kopiergeräte gab.« Das klang erneut eher sarkastisch als humorvoll, doch diesmal war das auch gewollt. Dafür wurde die Stimme ihres Gegenübers nun eine Spur unfreundlicher. »Frau Professor – ich bin keiner Ihrer Studenten, die sich einen Scherz erlauben, sondern Teniente der Guardia Civil. Die Originale liegen sicher verwahrt. Sie haben in einem wachsversiegelten Bronzerohr gesteckt, das in knapp zwanzig Metern Tiefe genau an der Stelle aus dem Sand ragte, wo die Armada versunken ist. Wenn Sie das nicht interessiert, suche ich mir eben einen anderen Experten!« Der Mann tat beleidigt und öffnete die Lasche seiner Hippietasche. Doch ehe er die Papiere wieder darin verschwinden ließ, zog sie die Kopien zu sich heran und blickte ihn über den Rand ihrer Lesebrille etwas wohlwollender an. »Na, dann wollen wir mal sehen …« Sie überflog die erste Seite. An manchen Stellen war der in Altspanisch verfasste Text unleserlich. Sie wusste nicht, ob das an der Qualität der Kopien lag oder ob die Originalschrift bereits zu verblasst war. Es handelte sich jedenfalls um einen Begleitbrief, der an Sultan Abdallah alGhalib im marokkanischen Fès adressiert war. Überbringer war Don Juan de Mendoza, der Flottenkapitän der Spanischen Armada, dessen Leiche einige Tage nach dem Unglück im achtzig Kilometer entfernten Adra an Land gespült worden war. Spätestens jetzt war ihre Aufmerksamkeit geweckt. Und zwar so sehr, dass sie nicht mehr rasch nach Hause wollte, um eine Flasche Rotwein zu öffnen – ja, sie wäre nicht einmal zu einer Vorlesung gegangen, hätte sie noch eine weitere zu halten gehabt. Beiläufig stellte sie dem Finder Fragen und hoffte, dass ihre Aufregung nicht zu sehr in der Stimme mitschwang. Er wiederholte bis ins Detail, wie er zu dem Fund gekommen war, konnte aber nichts zum Inhalt der Schriften sagen. Deswegen sei er ja zu ihr gekommen, meinte er. Der Typ hatte keine Ahnung. Perfekt, dachte sie, putzte ihre Lesebrille und legte das erste Blatt zur Seite. Bei den restlichen Kopien handelte es sich um einen Vertrag mit Siegeln und Unterschriften. Im Gegensatz zum Begleitschreiben aus dem Jahre 1562 war das Abkommen bereits am 25. November 1491 unterzeichnet worden. Sie wusste natürlich sofort, wofür dieses Datum stand. Als sie auch noch die Signaturen identifizierte, schlug sie die Hand vor den Mund, erinnerte sich dann jedoch an ihr Gegenüber und tat, als unterdrückte sie ein Gähnen. Wenn dieser Fund echt war, stellte dieser Moment den Höhepunkt ihrer wissenschaftlichen Laufbahn dar.
Sie überflog die restlichen Seiten und achtete beim Umblättern darauf, nicht zu sehr zu zittern. Den sagenumwobenen Annex des Abkommens aus dem Jahre 1491 gab es also tatsächlich. Unterschrieben von niemand Geringerem als Königin Isabella I. und dem Maurenkönig Boabdil in der Alhambra. »Wissen Sie schon, worum es sich handelt?«, fragte der Polizist und holte sie aus ihrer historischen Gedankenwelt. »Nein«, log sie. »Ich muss mir das die nächsten Tage erst genauer ansehen.« Auch das war eine Lüge. Sie würde den Inhalt des Vertragsanhangs sofort entschlüsseln, wollte aber kein Publikum dabeihaben. »Ich müsste dann auch zur nächsten Vorlesung«, erklärte sie und mühte sich aus ihrem Stuhl, um den Polizisten mit dem Versprechen zu verabschieden, sich in den nächsten Tagen bei ihm zu melden. Dann zog sie die unterste Schreibtischschublade auf und gönnte sich einen Cardenal-Mendoza-Brandy. Sie fand, das passte ausgezeichnet, hieß doch der Mann, der diese Schriften vor Jahrhunderten aus Spanien herauszuschmuggeln versucht hatte, ebenfalls Mendoza. Nach einer Stunde und drei Schwenkern Brandy hatte sie das Dokument weitgehend entschlüsselt. Es handelte sich um einen geheimen und verschollen geglaubten Vertragsanhang, der im Verlauf der Geschichte nur einmal Erwähnung gefunden hatte – nämlich in einem Brief eines Vertrauten und Beraters von Königin Isabella I. namens Gonzalo Fernández de Córdoba y Aguilar an seinen Onkel Diego de Córdoba. Über den Inhalt dieses Annexes wurde im Brief allerdings nichts erwähnt. Aber der Vertragsanhang lag ja nun vor ihr auf dem Schreibtisch. Und er war hochbrisant. Diese Dokumente könnten die spanische Geschichtsschreibung auf den Kopf stellen … falls sie publik werden sollten. Erst jetzt dachte die Professorin wieder an den Finder. Sie hätte ihn zur Herausgabe des Originalschriftstücks nötigen sollen, schließlich hatte er keine Ahnung, dass er Dokumente besaß, die seinem Land ernsthafte Probleme bescheren könnten.
4
Pepe Cruz legte sein Sakko ab. Der Stadtrat befand sich, fernab seines klimatisierten Büros, auf einem Außentermin unter der prallen Sonne nördlich von Granada. Er setzte die Sonnenbrille ab und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. Pepe Cruz war nicht der Einzige, der an diesem Vormittag ins Schwitzen kam. Neben ihm standen weitere Kommunalpolitiker, Journalisten, Kameraleute und lokale Honoratioren um einen Erdhaufen herum und warteten darauf, dass der spanische Verkehrsminister einen Spaten in die Erde stach. Damit sollte der Bau der neuen Schnellzugtrasse Granada – Jaén – Toledo – Madrid feierlich eingeleitet werden. Ein hunderte Millionen teures und von der EU mit finanziertes Projekt, das es den Bewohnern Granadas ermöglichen würde, die Hauptstadt in zwei Stunden mit dem Zug zu erreichen. Neben dem Verkehrsminister stand Amancio Vázquez mit vor seiner Wampe verschränkten Armen und tief in die Stirn gezogener Baskenmütze. Vázquez war der Einzige, der dieses Prestigeprojekt noch behindern könnte. Der alte Zocker. Dieses undankbare Arschloch. Der sture Großgrundbesitzer, dessen Intelligenz leider um einiges begrenzter war als seine Ackerflächen, hatte seine Unterschrift immer noch nicht unter den Abtretungsvertrag gesetzt. Die geplante Zugtrasse führte kilometerweit über die Ländereien eines der reichsten Männer Granadas. Und wer hatte sich im Rathaus für diese Streckenführung eingesetzt? Don Pepe Cruz höchstpersönlich! Dreiundvierzig Millionen Euro sollte Amancio Vázquez dafür bekommen – natürlich abzüglich der zehnprozentigen Vermittlungsprovision, die auf Pepes Offshore-Konto in Gibraltar ginge. 4,3 Millionen Euro … Pepe dachte daran, was er sich von dem Geld alles kaufen könnte. Er dürfte es allerdings nur über eine im Ausland registrierte Firma ausgeben. Am besten gründete er eine Holding in Gibraltar. Denn sollte der Deal mit Vázquez auffliegen, könnte er seine Ambitionen auf das Bürgermeisteramt der Stadt Granada vergessen. Seit Jahren schon stand er auf Vázquez’ Lohnliste und vertrat für prall gefüllte Kuverts dessen Interessen im Rathaus. Bisher zu beiderseitiger Zufriedenheit, hatte er doch schon einige Hektar von Amancios ödem Brachland in Bauland umgewandelt. Trotzdem hasste Pepe es, von diesem sturen Bauern mit der Baskenmütze und dem Glasauge abhängig zu sein. Er verachtete Vázquez, und umgekehrt war es bestimmt genauso, obwohl sie sich mit »Amigo« begrüßten und innig umarmten, wenn Vázquez ihn auf sein feudales Anwesen zitierte, um ihm seine Wünsche zu diktieren, als wäre er der Weihnachtsmann. Und nun wollte Vázquez die Abtretungsvereinbarung nicht unterschreiben. Der Bürgermeister hatte bereits angedeutet, dass er gute Lust hätte, die Trasse zu verlegen, auch wenn dies einen Umweg und Mehrkosten für das Projekt bedeutete. Einen Monat Bedenkzeit hatte der Bürgermeister Vázquez noch gegeben – dann erwartete er eine Zusage zu diesen Konditionen. Pepe war nichts anderes übrig geblieben, als seinem Chef im Rathaus beizupflichten, wollte er sich nicht verdächtig machen, hinterrücks die Hand aufzuhalten.
Doch Vázquez wollte sechzig Millionen. Mindestens. Pepe hatte schon alles versucht, um Vázquez zur Unterschrift zu bewegen, bislang aber leider ohne Erfolg. Dabei schien sein Reichtum schon so greifbar nahe. Endlich trat der Verkehrsminister mit dem Spaten vor. Der Bürgermeister folgte ihm wie ein Lakai. Im nächsten Jahr endete dessen zweite Amtszeit und es war ein offenes Geheimnis, dass Pepe Cruz als aussichtsreichster Kandidat für seine Nachfolge als Stadtoberhaupt gehandelt wurde. Der Minister stach den Spaten in die Erde, und der Bürgermeister applaudierte, ebenso wie alle Anwesenden – bis auf Vázquez, der immer noch mit verschränkten Armen dastand und ein hämisches Wenn-ihr-mal-nicht-die-Rechnung-ohne-den-Wirt-gemacht-habt-Lächeln aufgesetzt hatte.
Pepe Cruz erschrak, als ihm jemand von hinten auf die Schulter tippte. Es war seine Tante Montserrat. »Was machst du denn hier?« »Ich habe dir doch gestern gesagt, dass ich dringend mit dir sprechen muss. Es geht um eine wichtige Angelegenheit.« Stimmt. Die Alte hatte ihn angerufen, und er hatte ihr vom Spatenstich erzählt und klargemacht, dass er deswegen keine Zeit für sie habe. »Was kann denn schon so wichtig sein? Das hier ist wichtig! Ich bin immerhin Stadtrat für Infrastruktur und Stadtentwicklung, und in diesem Moment wird das wichtigste Projekt der letzten zwanzig Jahre eingeleitet. Du kannst doch hier nicht einfach …« Normalerweise müsste er sie in die Schranken weisen, aber die alte Jungfer war ihr Leben lang sparsam gewesen und hatte als Professorin am Institut für mittelalterliche Geschichte nicht schlecht verdient. Sie besaß mittlerweile vier Wohnungen, und er war ihr nächster lebender Verwandter. Obwohl er sie nicht besonders leiden konnte, musste er nett zu ihr sein, damit sie ihr Vermögen nicht an ein Tierheim vererbte. Während die anderen zu den Sektflöten griffen, die von Cateringdamen in kurzen Röcken herumgereicht wurden, zog Pepe seine Tante Montserrat von dem Trubel fort und fragte sie, was sie auf dem Herzen habe. Vielleicht hatte er ja Glück, und sie hatte Krebs und nicht mehr lange zu leben. Stattdessen aber erzählte sie die abenteuerliche Geschichte eines Polizisten, der beim Tauchen in der Bucht von La Herradura ein historisches Schriftstück gefunden habe, das angeblich höchst brisant sei. Sie meinte, die Papiere stellten eine beträchtliche Gefahr für Spanien dar. Wie albern, dachte Pepe und schielte zu einer der Damen mit dem Silbertablett hinüber. Tantchen wurde wohl langsam senil oder las zu viele Agentenromane. Außerdem roch ihr Atem nach Anis, den sie gerne zum Kaffee trank wie andere Wasser. Doch dann erklärte sie ihm, warum diese Papiere so heikel waren. »Wieso kommst du damit ausgerechnet zu mir?«, fragte er seine Tante. »Weil du im Rathaus arbeitest und schon wissen wirst, an wen du diese Information vertraulich weiterleiten solltest. Am besten an den Bürgermeister, damit der sich mit dem Ministerpräsidenten in Verbindung setzt. Hast du mir eben nicht zugehört? Was glaubst du, was passiert, wenn die Schriften publik werden?« Sie blickte ihn wie einen ihrer begriffsstutzigen Studenten an und zog eine Kopie der Papiere aus ihrer Handtasche.
Pepe musterte seine Tante Montserrat, an der wie immer alles grau war. Sie zwängte ihre Körperfülle in ein graues Kostüm, trug gleichfarbige orthopädische Strümpfe und hatte ihre schon seit langem nicht mehr übertönten Haare zu einem Dutt hochgesteckt. Wenn es stimmte, was sie behauptete und die alten Schriften bis zum internationalen Gerichtshof in Den Haag gelangten, könnte das verheerende Konsequenzen für sein Land haben. Oder auch nicht. Das käme auf die Richter an. Am besten wäre es natürlich, es gar nicht da rauf ankommen zu lassen. »Okay. Lass mir die Kopien mal hier. Ich werde mich mit dem Bürgermeister besprechen. Wer weiß über den Inhalt sonst noch Bescheid?« »Nur ich. Der Polizist hat noch das Original, kennt aber den Inhalt nicht. Es ist Leiter der Mordkommission. Freitas heißt er.« Rubén de Freitas? Pepe kannte den Mann vom Hörensagen. Anarchistisch, aber gut. »Bien. Ich kümmere mich darum – sprich aber mit niemandem darüber, ja?« Sie schüttelte den Kopf, dass ihr Doppelkinn wackelte. »Mit niemandem, hörst du? Auch nicht an der Uni!«, »Natürlich nicht!«, versicherte sie. Pepe Cruz verabschiedete sich von seiner Tante, faltete die Kopien und steckte sie in sein Sakko, ehe er sich wieder zu den anderen gesellte. Die wichtigen Menschen um ihn herum redeten über Politik und die Auswirkungen des Schnellzugs auf die Wirtschaft, während er grübelte, was er mit den Informationen seiner Tante am besten anfangen sollte. Selbst die kurzen Röcke der Cateringdamen ignorierte er. Zum Glück dauerte es nicht lange, ehe ihm eine brillante Idee kam. Er würde dieses Wissen vorerst nicht mit dem Bürgermeister oder sonstigen höheren Stellen teilen. Stattdessen würde er es für seine ganz persönlichen Zwecke nutzen.
Amancio Vázquez saß in seinem Arbeitszimmer. Der Schreibtisch war mit Büffelleder überzogen und das grüne Glas der Tischlampe verbreitete gediegenes Licht. Die Regalwände waren bis auf Aussparungen für Fenster und Tür mit Büchern vollgestopft, von denen die meisten ebenfalls in Leder gebunden waren. Es handelte sich vorwiegend um Klassiker der spanischen und englischen Literatur. Gelesen hatte er freilich keinen der Bände. Was interessierte ihn auch, was ein Don Quijote vor langer Zeit getrieben hatte? Der antiquarische Wert seiner Bücher war enorm, doch der einzige Nutzen, den er daraus zog, war, seinen Gästen einen gewissen Intellekt vorzugaukeln. Dabei war er Analphabet – was jedoch nur sein Sekretär wusste, auf den er bei Verhandlungen schriftlicher Art angewiesen war wie ein Gelähmter auf den Rollstuhl. Er zündete eine kubanische 30-Euro-Zigarre an und wartete auf »Serpiente«. So nannte Amancio insgeheim den schlangenartigen Stadtrat Pepe Cruz, der ihm heute Morgen nach dem Spatenstich der neuen Zugtrasse eröffnet hatte, dass sie vor einem »riesigen Problem« stünden. Worum es sich dabei handelte, wollte er ihm nicht in der Öffentlichkeit sagen. Wahrscheinlich versuchte er nur den Preis für die Abtretung seiner Ländereien zu drücken. Es klopfte an der Tür. Gleich würde er es erfahren. Sein Hausdiener kündigte Pepe Cruz an.
Vázquez legte seine Zigarre im Aschenbecher ab und umarmte seinen Hampelmann in der Stadtpolitik, als wären sie beste Kumpels, die sich jahrelang nicht gesehen hatten. Er bot ihm einen Platz auf der ledernen Sofalandschaft an und holte seine Zigarre vom Schreibtisch. Dann griff er zur Cognacflasche im Regal und füllte zwei Schwenker großzügig. Einen davon reichte er Pepe. Amancio konnte zwar nicht in Büchern lesen, dafür umso besser in Gesichtern. Und die nervösen Zuckungen in Pepes Visage verrieten nichts Gutes. Pepe hatte zwar einen leichten Bauchansatz, doch seine Extremitäten waren so dürr, dass Amancio sich schon fragte, ob er ihm eine Krebskrankheit im fortgeschrittenen Stadium verheimlichte. Die ergrauten, aber noch dichten Haare waren mit einer Überdosis Gel auf sein hohlwangiges Haupt gekleistert, und für einen Politiker ohne offizielles Nebeneinkommen war er verdächtig teuer gekleidet. Pepe blickte ständig in alle Richtungen – nur nicht auf seine Gesprächspartner und hatte die nervtötende Angewohnheit, nach beinahe jedem gesprochenen Satz zischend Luft einzusaugen. Der Stadtrat musste Gambas al Ajillo gegessen haben. Sein Knoblauchgeruch behauptete sich sogar gegen Zigarrenrauch. »Also, was für ein ›riesiges Problem‹ haben wir?«, eröffnete Amancio das Gespräch. Pepe legte einige Kopien auf den Beistelltisch, als wolle er ihn auffordern, das selbst herauszufinden. »Ich habe meine Lesebrille verlegt.« Das war Amancios übliche Ausrede, um seinen Analphabetismus zu kaschieren. »Die ist auch nicht nötig. Der Text ist in altspanischer Sprache verfasst und an manchen Stellen unleserlich. Meine Tante, die Professorin, hat ihn mir gegeben und den Inhalt entschlüsselt.« Amancio war erleichtert. Aber das Gefühl hielt nur solange an, bis Pepe ihm erklärt hatte, worum es sich bei dem alten Schriftstück handelte.
Als der Stadtrat gegangen war, stand Amancio vor dem Fenster seines Arbeitszimmers und blickte über die vom Mondlicht beschienenen hügeligen Weiten seiner Ländereien. Das alles sollte schon bald nicht mehr ihm gehören? Falls das alte Abkommen vor den internationalen Gerichtshof gelangte und noch Gültigkeit besäße, wäre das durchaus denkbar. Verdammtes Araberpack. Natürlich wollte ihn Serpiente mit Hilfe der Schriften zu einer Vertragsunterschrift verleiten, damit er seine Vermittlungsprovision erhielte. Aber falls Pepe recht hatte, könnte er bald schon nicht mehr frei über seinen Besitz verfügen. Und wie konnte er die Gefahr einschätzen, wenn die Entscheidung erst mal bei den Richtern lag? Richtern und Rechtsanwälten vertraute er nicht. Bisher hatten die Paragraphenreiter immer in seinem Sinne entschieden – sich dafür aber auch fürstlich entlohnen lassen. Doch auf internationaler Ebene? Dort wären die Beteiligten wohl kaum bestechlich, würden sich aber bei einem jahrelangen Rechtsstreit trotzdem eine goldene Nase verdienen. Und Politikern wie Pepe Cruz und anderen Studierten traute er ebenso wenig über den Weg. Er hatte sie allesamt im Verdacht, ihn übers Ohr hauen zu wollen, weil er ihre stapelweise produzierten Verträge nicht lesen konnte. Er drückte den Stummel seiner Zigarre aus und kippte den Rest Cognac hinunter. Seine drei erwachsenen Söhne, die sich nach seinem Tod die Ländereien untereinander aufteilen würden, waren sogar noch unnützer als Gerichte oder Politiker. Also blieb wie schon so oft die Lösung dieses Problems an ihm hängen. Und sie war ganz einfach: Es galt, das gefährliche Schriftstück zu vernichten und alle Mitwisser auszuschalten. Und er wusste bereits, wem er diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen musste.
5
Vierundzwanzig Stunden später schlüpfte Alekto auf der Ladefläche des Transporters in die Verkleidung und prüfte ein letztes Mal das »Werkzeug« für den bevorstehenden Job, der ein kleines Jubiläum bedeutete: es war der zwanzigste Auftragsmord. Wie schon bei den Vorangegangenen sollte auch dieses Mal niemand etwas bemerken. Bei keinem der Opfer war bislang eine Ermittlung eingeleitet worden – ein Qualitätssiegel für Alektos Arbeitsweise. Für Vázquez war Alekto heute zum vierten Mal im Einsatz. Der Großgrundbesitzer zahlte am besten von Alektos sechs Auftraggebern: Dabei handelte es sich um einen Drogenbaron, einen russischen Oligarchen in Marbella, den Besitzer einer Bordellkette, eine – mittlerweile reiche – Witwe und einen korrupten Politiker, mit einer Abneigung gegenüber Enthüllungsjournalisten. Und eben Vázquez mit seiner Handschlagqualität, für den Alekto am liebsten arbeitete. Es waren schon mal sieben Auftraggeber gewesen, aber der Möchtegernmafioso war nach erledigter Aufgabe selbst zum Opfer geworden, weil er sich nicht an die finanzielle Absprache gehalten hatte. Alekto wartete, bis niemand zu sehen war, setzte die Kappe mit dem Logo der Versicherungsgesellschaft auf und ging um den Block zu dem Gebäude, in dem Frau Professor del Prado wohnte – das Jubiläumsopfer.
Montserrat del Prado räumte den Teller in die Spülmaschine. Sie hatte spät zu Abend gegessen. Es war halb elf Uhr, aber seitdem das sagenhafte Schriftstück in ihre Hände gelangt war, war ihre Tagesroutine ohnehin durcheinander. Sie schlief schlecht, ließ sich in der Universität von einem Kollegen vertreten und grübelte den ganzen Tag und einen Teil der Nächte über den Annex und seine Bedeutung nach. Sie hatte diese beispiellose historische Entdeckung gemacht und durfte mit niemandem darüber sprechen – auch nicht mit dem Rektor der Universität Granada. Je weniger darüber wussten, desto besser, hatte ihr Neffe Pepe Cruz gemeint. Da hatte er wohl recht, obwohl er sich bestimmt keine Vorstellung davon machte, wie schwer es ihr fiel, dieses Wissen so lange für sich zu behalten, bis die Politiker entschieden hatten, welche Vorgehensweise die beste für das Land wäre. »Am besten wäre es, man würde die Schriftrolle wieder im Meer versenken«, murmelte sie vor sich hin, hoffte aber insgeheim, dass dies nicht der Fall sein würde, damit sie wenige Monate vor ihrer Pensionierung etwas von dem Ruhm abbekäme, den dieser Fund mit sich brachte. Sie könnte einen wissenschaftlichen Aufsatz oder gleich ein ganzes Buch über das Thema veröffentlichen. Sogar ein Titel war ihr letzte Nacht eingefallen: »Im Schatten der Alhambra«. In ihrem Eifer hatte sie auf Rotwein und Brandy verzichtet und bis zum Morgengrauen einen groben Umriss des Plots für ihren Verlag fertiggestellt. Dieses Mal würde es kein langweiliges Fachbuch über spanische Geschichte werden, von denen sie während ihrer Laufbahn schon vier geschrieben hatte, ohne dass sich mehr als ein paar Dutzend Leser dafür interessiert hätten. Nein, diesmal würde sie in plakativer Schreibweise die Angst ihrer Landsleute schüren. So wurden heutzutage Bestseller gemacht! Aber noch musste sie schweigen. Bald schon würde sich der Finder melden, der sicherlich wissen wollte, was er denn überhaupt gefunden hatte. Sie durfte dem Polizisten keinesfalls die ganze Wahrheit verraten. In der Badewanne würde sie über eine glaubhafte Notlüge bezüglich des Inhalts nachdenken. Außerdem musste sie ihn dazu bewegen, ihr das Original auszuhändigen. Sie könnte behaupten, die Schriftrolle müsse im Labor auf ihre Echtheit überprüft werden. Montserrat nahm die halbleere Rotweinflasche und das Glas in eine Hand, griff mit der anderen zur Krücke und ging ins Badezimmer, wo sie die Flasche und das Glas neben die Wanne stellte. Gerade als sie die Flasche mit dem Badeöl aufschraubte, klingelte es an der Tür.
Sie erschrak, weil sie niemals Besuch bekam, und schon gar nicht um diese Uhrzeit. Das konnte nur ihr Neffe Pepe sein. Vielleicht brachte er Neuigkeiten aus dem Rathaus? Doch als sie die Tür öffnete, stand ein junger Klempner davor. »Guten Abend und entschuldigen Sie bitte die Störung. Esteban Rivas – Sachverständiger der Mapfre Versicherung«, stellte er sich vor und streckte ihr die Hand entgegen. »In der Wohnung unter Ihnen ist an der Decke ein Wasserschaden aufgetreten, und ich muss überprüfen, ob die Ursache dafür bei Ihnen liegt.« »Nein, bei mir ist alles in Ordnung, Señor Rivas«, entgegnete sie und drückte die Tür bis einen Spalt wieder zu. »Bei einem Rohrbruch im Mauerwerk muss der Schaden bei Ihnen nicht unbedingt ersichtlich sein.« »So spät noch? Können Sie denn nicht morgen wiederkommen?« »Es tut mir leid, aber es handelt sich um einen Notfall. Defekte Rohrleitungen halten sich leider nicht an normale Arbeitszeiten.« Sie blickte auf das 24-Stunden-Notdienst-Emblem am Overall des Installateurs und trat widerwillig zur Seite. »Es dauert auch nicht lange«, versprach er und erkundigte sich höflich, ob er wohl in die Küche gehen dürfe. Dort öffnete er den Wasserhahn, blickte in den Schrank unter der Spüle und kontrollierte die Abflussrohre. Die Professorin war zwar in Haustechnik nicht besonders bewandert, aber eben hatte ihr der Spezialist noch erklärt, dass der Schaden in ihrer Wohnung möglicherweise nicht zu bemerken sei. Falls das Abflussrohr der Spüle undicht wäre, müsste sich am Küchenboden doch eine Lache gebildet haben. Das kam ihr zwar merkwürdig vor, aber Esteban Rivas würde schon wissen, was er zu tun hatte, dachte sie. Nachdem er die Abläufe der Spül- und Waschmaschine kontrolliert hatte, fragte er nach dem Badezimmer. Montserrat öffnete die Tür, und der Klempner stellte seine Werkzeugkiste neben der Rotweinflasche ab, was ihr etwas peinlich war. Dann öffnete er den Wasserhahn, und ihre Blicke trafen sich im Spiegel, ehe er sich auf den Boden kniete und das Abflussrohr des Waschbeckens kontrollierte. Er war etwa Mitte zwanzig und von schmächtiger Statur, kaum größer als sie. Der junge Mann spülte die Toilette und kontrollierte die Fuge dort, wo das Porzellanrohr im Boden verschwand. »Sie sehen, es ist alles in Ordnung, Señor Rivas. Wahrscheinlich kommt das Problem von meinem Nachbarn«, bemerkte Montserrat und hoffte, dass er endlich ginge. »Ich muss noch die Badewanne füllen. Es tut mir leid, aber ich habe eine Checkliste abzuarbeiten, ehe ich Ihre Wohnung als Schadensverursacher ausschließen kann.« Montserrat wusste nicht, wofür das gut sein sollte, und setzte zu einem Protest an, aber sie wollte ohnehin gleich in die Wanne und so tat sie ihm den Gefallen und füllte das Wasser gleich in der richtigen Temperatur ein. Danach ließ sie den jungen Sachverständigen im Badezimmer alleine und nahm die Weinflasche mit in die Küche.
Während sie wartete, bis Esteban Rivas mit seiner Arbeit fertig war, trank sie ein Glas Rotwein und einen kleinen Brandy, ohne auf ihr schlechtes Gewissen zu hören. Längst hatte ihr täglicher Alkoholkonsum den grünen Bereich überschritten – und mit dem Ruhestand würde es erst recht problematisch werden. Dann käme sie aus Langeweile täglich in Versuchung, bereits mittags mit dem ersten Gläschen zu beginnen, was sie sich bisher nur an ihren freien Tagen erlaubte. Deshalb würde sie eine neue Herausforderung brauchen, und ein Buch zu schreiben wäre genau das Richtige, um sich von übermäßigem Alkoholkonsum abzuhalten. Dafür brauchte sie nämlich einen klaren Kopf. Und hinterher ginge es auf Buchpräsentationen, zu Lesungen und zu Fernsehinterviews. Das wäre genau die richtige Aufgabe für die Rente. Aber hatte sie dafür überhaupt noch genügend Kraft – wenn der Weg vom Badezimmer in die Küche sie schon verausgabte? Das Geräusch von rauschendem Wasser verebbte. »Frau Professor?«, rief Esteban Rivas. Frau Professor? Montserrat fragte sich, wieso ein zufällig zu einem Notfall gerufener Klempner von ihrem akademischen Titel wusste. Vielleicht hat ihm das die Besitzerin der Wohnung mit dem Wasserschaden gesteckt, sagte sie sich, trank den restlichen Wein aus und schleppte sich ohne Krücken ins Badezimmer.
Dort war die Wanne bis über die Hälfte gefüllt. Auf dem Fliesenboden fand sich kein Tropfen Wasser. »Sind Sie jetzt endlich durch mit Ihrer Checkliste?«, fragte sie, als wäre er einer ihrer einfältigen Geschichtestudenten. »Nein. Sie müssen sich noch in die Wanne legen.« »Wie bitte? Das kann doch nicht ihr Ernst sein?« Der junge Mann öffnete den Werkzeugkasten und zog ein Fleischermesser hervor. Sie hatte sich noch nicht aus ihrer Schockstarre gelöst, da hatte er schon die Tür von innen zugeknallt. »Wenn Sie schreien, schneide ich Sie in Stücke!«, drohte er mit veränderter Stimme, die keine Zweifel zuließ. »Und jetzt ausziehen!« Er stach mit dem Messer in ihre Richtung und zog die Klinge nur wenige Zentimeter vor ihrem Bauchnabel zurück. Montserrat stolperte rücklings gegen das Waschbecken. Mit zitternden Fingern öffnete sie ihre Bluse. »Was wollen Sie? Ich verwahre meine Ersparnisse in einem Safe im Wohnzimmer. Nehmen Sie alles, und gehen Sie bitte!« Er legte seinen Zeigefinger vor den Mund und bedeutete ihr fortzufahren. Wollte er ausgerechnet sie vergewaltigen? Eine vierundsechzigjährige fettleibige Frau, die nicht mal in ihrer Jugend ansehnlich gewesen war? »Schneller!«, herrschte er sie an und wedelte mit der Klinge vor ihren Brüsten herum. Sie streifte den grauen Rock ab und stand ihm nun in Büstenhalter, einem bis zum Nabel reichenden Schlüpfer und kniehohen orthopädischen Strümpfen gegenüber. Montserrat hoffte, dass ihn der bloße Anblick ihres Körpers mit den hängenden Brüsten und den Krampfadern in die Flucht schlagen würden. Stattdessen gab er ihr mit dem Messer die Anweisung, auch noch die letzten Hüllen fallen zu lassen. Als sie nackt vor ihm stand und er auf sie zukam, konnte sie ihr Wasser nicht mehr halten. Urin rann an ihren Beinen entlang auf den Boden. Montserrat schluchzte. Niemals zuvor hatte sie sich so elend gefühlt. Der Mann musterte sie, machte aber keine Anstalten, über sie herzufallen. »In die Wanne!« Montserrat gehorchte. Das Wasser war zwar zu heiß, aber das war jetzt ihr geringstes Problem. Mit Hilfe eines Wannenliftes für Behinderte ließ sie sich ins Wasser gleiten und sehnte sich Berge von Badeschaum herbei, um ihren Körper zu verbergen. Als sie in der Wanne hockte, nahm der Mann ein Handtuch vom Halter und weichte es im Wasser ein. Sie überlegte sich, ob sie sich wehren sollte, aber was könnte sie gegenüber einem jungen Mann schon ausrichten? Sie musste ihre Hände heben, und er fesselte ihre Unterarme mit dem nassen und eingerollten Handtuch. »Sagen Sie mir endlich, was Sie von mir wollen. Nehmen Sie doch mein Geld und gehen Sie … Por favor!« »Wo ist der Vertrag?« »Welcher Vertrag? Das muss ein Missverständnis sein, ich bin im öffentlichen Dienst und keine Rechtsanwältin …« »Jemand hat Ihnen die Kopie eines geheimen Abkommens aus dem Jahre 1491 ausgehändigt. Wo ist sie?« Montserrat konnte nicht glauben, dass dies der Grund für den Überfall sein sollte. Obwohl … dass das Schriftstück konfliktträchtig war, wusste sie, seit sie es entschlüsselt hatte. Aber wie konnte er davon wissen? Sie hatte doch nur ihren Neffen Pepe eingeweiht? »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
Der als Klempner getarnte Mann nickte, als glaubte er ihr. »Stehen Sie auf.« War es damit etwa vorbei? Sie drückte auf den Bedienknopf des Wannenlifts, aber der Mann zog sie grob hoch. Montserrat unterdrückte einen Schmerzensschrei. Als sie im Wasser stand und ihre Scham bedeckte, nahm er ein zweites Handtuch vom Halter und schlang es unter das erste, mit dem ihre Hände verbunden waren. Dann verknotete er das trockene Handtuch an der Edelstahlstange, die zum Duschkopf führte. Nun stand sie wehrlos mit dem Rücken zu ihm. Wasser tropfte von ihren massigen Oberarmen in die Wanne. »Bitte … Bitte gehen Sie. Bitte lassen Sie mich …« Der Rest des Satzes blieb ihr im Hals stecken. Der Eindringling hatte ihr mit etwas den Mund verklebt. Ihr Gesicht spiegelte sich in den glänzenden Kacheln wider. Ihre Brauen wölbten sich hoch, und die Wangen pumpten wie ein Blasebalg sauren Atem gegen den Widerstand. Sie schluckte mehrmals und kämpfte dagegen an, sich zu übergeben. Bald würde sie ersticken.
Der junge Mann war aus ihrem Blickfeld gewichen, sie konnte nur seinen Atem hören und seinen Achselschweiß riechen, als er sich von hinten näherte. »Als Professorin für mittelalterliche Geschichte kennen Sie sich bestimmt mit Foltergeräten aus der grausamen Zeit der Inquisition aus …« Montserrat riss an den Fesseln, aber es war zwecklos. »Der Vertrag liegt im Safe. Im Safe!«, schrie sie, aber durch das Klebeband drang nichts als Stöhnen hervor. Sie hörte, wie er die Werkzeugkiste öffnete und darin kramte. »Zufällig habe ich einige dieser Geräte dabei.« Wieder schrie sie, als hätte die Folter bereits begonnen. »Was haben wir denn da Perfides? Eine Knieschraube, die Schädelpresse oder eine gedornte Halskrause. Ich würde vorschlagen, wir probieren zuerst die Kettengeißel aus.« Er hielt ihr einen Eisenstab vor das Gesicht. Daran waren drei Ketten befestigt, an deren Enden Kugeln mit spitzen Zacken baumelten. »Und danach den spanischen Kitzler – auch bekannt als Katzenpfote der Höllenqualen«. Wieder hielt er ihr etwas vor die Augen. Es handelte sich um ein Folterwerkzeug, das einer rostigen Unkrautharke ähnelte und mit dem man den von der Inquisition verfolgten Frauen im Mittelalter die Haut bis auf die Knochen vom Leib gerissen hatte. »Das Schriftstück liegt im Safe!«, schrie sie gegen das Klebeband und plusterte die Wangen auf, um es loszuwerden. Sie würgte und ihr Magen pumpte die ersten Essensreste in ihren Gaumen. Einfach zu ersticken, kam ihr im Moment ohnehin gnädig vor. Dann spürte sie, wie die kalten Ketten über ihren Rücken strichen, als nähme der Foltermeister vor dem ersten Hieb Maß.
Stattdessen riss er ihr das Klebeband vom Mund und flüsterte ihr ins Ohr. »Zum letzten Mal: Wo haben Sie die Papiere versteckt?« Montserrat schluchzte und spuckte und hatte Mühe, sich zu artikulieren. »B-Bitte … Im Safe im Wohnzimmer, hinter dem B-Bild der Alhambra. Por favor … Der Schlüssel liegt in der blauen Vase auf dem Schreibtisch. V-Verschonen Sie mich!« Der Mann verließ das Bad. Ihrer schlotternden Beine ließen das Wasser wogen. Sollte sie um Hilfe rufen? Ihr Nachbar schlief sicherlich längst – wahrscheinlich mit dem Hörgerät auf dem Nachttisch. Und ihr Peiniger könnte davon nur unnötig zornig werden. Vielleicht ging er einfach fort, sobald er die Kopien des Schriftstücks hatte? Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Er kam zurück und band sie los. Dabei fiel ihr auf, dass er mittlerweile Handschuhe trug. Etwa um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen? »Hinsetzen«, befahl er. Daran war mit gefesselten Händen und Arthrose ohne die Hilfe des Wannenlifts nicht zu denken. Das bemerkte nun auch ihr Peiniger. Er umfasste ihren Bauch unter den Brüsten und ging langsam zusammen mit ihr in die Hocke, bis sie im Wasser saß. Auf dem Waschtisch stand neben der Kettengeißel und dem spanischen Kitzler nun auch ihr Laptop. Wozu benötigte er den? Er befahl ihr, die Knie anzuziehen, bis ihre Schenkel gegen ihre Brüste pressten. Danach verband er ihre Arme mit einem Badetuch unter den Beinen, sodass sie bewegungsunfähig vornübergebeugt in der Wanne saß. Montserrat wies mit dem Kinn auf die Kopien, die der Mann gerade in den Overall steckte. »Sie haben doch nun, was Sie wollen. Nehmen Sie auch noch mein Geld, und gehen Sie bitte. Ich werde die Polizei nicht einschalten.«
Aber er beachtete sie nicht, sondern fuhr den Laptop hoch. »Passwort?«
»Montse1951«
Er tippte ihr Passwort ein und schien sich dann durch die Dateien in ihrem Computer zu klicken. »Existieren Scans oder irgendwelche Aufzeichnungen über das Schriftstück?« Sie schüttelte den Kopf, und er glaubte ihr offenbar. Mit den angedrohten Werkzeugen der Inquisition würde sie sich hüten, ihn nochmals zu belügen. Obwohl … Ihr fiel der Plot von »Im Schatten der Alhambra« wieder ein – aber der ließ sich kaum mit dem Schriftstück assoziieren. Der Mann setzte sich auf den Wannenrand und zog den Laptop auf den Schoß, sodass sie den Bildschirm sehen konnte. Er öffnete ein neues Worddokument. »Sie haben nun fünf Minuten Zeit, um mir Ihren Abschiedsbrief zu diktieren.« Er drückte eine Taste an seiner Uhr. »Also … Was soll ich für Sie schreiben?« Montserrats zwischenzeitliche Erleichterung schlug erneut in Panik um. Sie schüttelte den Kopf und flehte, er möge sie verschonen. »Wenn Sie mir nicht helfen wollen, sind Ihre letzten Worte eben meine«, sagte er und verklebte ihr den Mund. Hilflos musste sie zusehen, wie ihr eigener Abschiedsbrief entstand. Am Ende umfasste er eine Seite, und Montserrat fragte sich, woher er das Wissen nahm. Drei Passagen hätte sie umformuliert, weil die Nachwelt nichts von ihrer latenten Vereinsamung, der Angst vor dem Ruhestand und dem Alkoholproblem wissen musste, aber ansonsten hätten es durchaus ihre Worte sein können. Ihr Körper verkrampfte von der vorgebeugten Stellung. Sie versuchte erst gar nicht, sich durch das Klebeband verständlich zu machen, sondern blickte ihn um Erbarmen flehend an. Der Mann griff zu den Folterwerkzeugen und sie entleerte sich abermals vor Entsetzen. Diesmal ihren Darm. Doch er verstaute die mittelalterlichen Geräte im Werkzeugkoffer und zog stattdessen eine Rasierklinge hervor. Montserrat war beinahe erleichtert. Dann griff er ins Wasser und tastete an ihrem Arm entlang bis zum Handgelenk. Sie spürte einen kurzen Schmerz, dann verfärbte sich das Badewasser rot.
Alekto wartete, bis der Tod der Professorin eingetreten war, löste die Fesseln und kontrollierte die Handgelenke. Die nassen Handtücher hatten keinerlei Spuren hinterlassen. Alekto steckte die uringetränkte Wäsche der Professorin und die Handtücher in die Waschmaschine und warf sie an. Es war alles nach Plan gelaufen. Fast alles. Nur die Berechnung der Wassermenge beim Einlaufen der Wanne war ungenau gewesen. Ihr aufgedunsener Körper hatte zu viel Wasser verdrängt, sodass etwas davon über den Rand geschwappt war, als sie sich im Todeskampf wand. Alekto säuberte das Badezimmer von Spuren, stellte den Laptop zurück ins Büro und verließ die Wohnung der Professorin. Suizid mittels aufgeschnittener Pulsadern … Es war das dritte Mal, dass Alekto auf diese Weise tötete – fast schon ein Klassiker. Nun galt es nur noch, die Originalschriften aufzuspüren und die Eliminierung des Finders und anderer Mitwisser penibel zu planen.
© Eduard Freundlinger 2015
MUCHAS GRACIAS !!
Ich danke Ihnen sehr, dass Sie sich die Zeit genommen haben, den Beginn meines dritten Kriminalromans zu lesen. Ich hoffe, die Leseprobe konnte Sie überzeugen. Das Passwort für den Computer der Professorin haben Sie gefunden, oder? Dann schreiben Sie mir bitte gleich eine kurze Rückmeldung an info@freundlinger.com mit dem Kennwort und nehmen an der Verlosung einer Reise für zwei Personen nach Andalusien teil.
Tja ... und natürlich würde es mich sehr freuen, wenn eines meiner Bücher oder die gesamte Trilogie den Weg in Ihr Bücherregal schaffen würde. Jedes meiner Bücher ist eine in sich abgeschlossene Geschichte und kann selbständig gelesen werden. Allerdings bauen die Bücher aufeinander auf und die Spannung wäre am größten, wenn Sie die Reihenfolge 1.) "Pata Negra", 2.) "Die schwarze Finca" und 3.) "Im Schatten der Alhambra" einhalten würden. Meine Bücher sind als Taschenbuch für je 9,99 Euro (10,30€ in AT) in der Buchhandlung Ihres Vertrauens, als eBooks oder direkt unter den nachfolgenden Amazon-Links erhältlich.
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